Jugendhockey

 

DM-Fazit nicht ohne kritische Worte

Einschätzungen der DHB-Beobachter von der Hallen-DM der männlichen Jugend

 

05.03.2019 - Aufmerksame Augenzeugen der Deutschen Hallenmeisterschaften 2019 des männlichen Nachwuchses waren die offiziellen DHB-Beobachter Johannes Schmitz (Jugend A in Neunkirchen), Rein van Eijk (Jugend B in Lübeck) und Peter Maschke (Knaben A in Bad Dürkheim). Ihre Erkenntnisse geben sie nachstehend zu Protokoll.

 

Männliche Jugend A: UHC dreht Halbfinale und Endspiel

Bei der Jubiläumsmeisterschaft der Männlichen Jugend A, den 50. Hallentitelspielen in der ältesten Altersklasse der Jungen, glückte dem UHC Hamburg eine erfolgreiche Wiederholung des Titelgewinns von 2018. In Neunkirchen setzten sich die Hanseaten gegen Uhlenhorst Mülheim mit 3:2 durch. „Mülheim hätte es auch verdient gehabt. Sie waren im Finale spielerisch sogar etwas besser und hatten auch mehr Chancen, aber haben sie halt nicht genutzt“, sah U18-Bundestrainer Johannes Schmitz als DHB-Beobachter einen „nicht unverdienten, aber auch glücklichen Titelgewinn des UHC“.
Der Traum von der Titelverteidigung schien für die hanseatischen Uhlenhorster nach souveräner Gruppenphase mit drei Siegen dann bereits im Halbfinale beendet. Im Hamburger Duell mit dem Club an der Alster lag der UHC zu Beginn der zweiten Halbzeit schon 0:3 in Rückstand. Mit einer irren Aufholjagd inklusive verwandelter Schlussstrafecke drehte der spätere Gewinner diese Partie noch zum 4:3. Leichter hatte es Mülheim, das durch ein 5:2 über Zehlendorf ins Endspiel einzog. Im Finale führten die Westdeutschen in der Neuauflage des Feld-DM-Endspiels 2018 (5:4 für Mülheim) zur Halbzeit mit 2:1. Aber wie schon im Halbfinale vermochte es der UHC, das Ergebnis noch zu drehen, wobei dem erfolgreichen Titelverteidiger sowohl im Halbfinale wie auch im Endspiel diskutable Zeitstrafen gegen die gegnerische Mannschaft zu Hilfe kamen.

 

Die Allstar-Auswahl der Männlichen Jugend A. Robert Duckscheer, Nik Kerner, Bado Völckers, Moritz Ludwig (hinten), Hannes Müller und Christopher Kutter (knieend) mit Bundestrainer Johannes Schmitz (von links).  Foto: Karst/HTCN

 

In einer Gesamtbetrachtung der Meisterschaft sah der Bundestrainer die zwei Finalisten („die beiden spielerisch besten Mannschaften“) und den Club an der Alster als „verdienten Dritten“ deutlich vorne. „Nach diesen Teams gab es schon einen ziemlichen Cut. Die anderen fünf zeigten zwar starke Teamleistungen und aufopferungsvollen Kampf, aber das reichte halt nicht, um an die Top Drei heranzukommen“, so Schmitz. Fast folgerichtig sah dann auch die Besetzung des Allstar-Teams aus. Mit Sonderpreisen bedachte der Bundestrainer Torwart Bado Völckers (Alster) und die Feldspieler Moritz Ludwig, Robert Duckscheer (beide Mülheim), Christopher Kutter, Hannes Müller (beide UHC) und Nik Kerner (Alster).
Nach einem „sehr soliden Samstag“ sah Johannes Schmitz die Schiedsrichter am Sonntag „leider zu viele spielentscheidende Fehler“ machen. Auch Hans-Werner Sartory vom Jugend-SRA wollte nicht drum herum reden: „Da waren am zweiten Tag leider einige falsche Entscheidungen dabei. Das muss von uns auch aufgearbeitet werden. Die betroffenen Mannschaften haben sich nach dem kurzen, verständlichen Ärger dann aber wieder vorbildlich verhalten.“
Gastgeber HTC Neunkirchen habe, so Schmitz, eine „sehr liebevolle Ausrichtung“ geleistet. „Das war eine komplett runde Sache.“

Männliche Jugend B: München mit Kontern zum Titel

Mit dem Münchner SC als Meister hatten wohl die wenigsten gerechnet. Aber die Bayern nutzten bei der 48. Deutschen Hallenmeisterschaft der Männlichen Jugend B die Gunst der Stunde. In Lübeck holte der MSC nach 2001 seinen zweiten Hallen-DM-Titel in dieser Altersklasse, die Münchner schlugen im Endspiel den Berliner HC mit 4:2. „Der MSC hat gerade im Finale kühlen Kopf bewahrt und ist mit sehr guten Kontern zu seinen Toren gekommen“, sagte DM-Beobachter Rein van Eijk.
Auch der Holländer in Diensten des Berliner HC hätte nach dem ersten Tag nicht auf einen Titelgewinn der Münchner gewettet. „Obwohl der MSC seinen Halbfinaleinzug zusammen mit dem BHC in der Gruppe klar verdient hatte, war Köln am ersten Tag die stärkste Mannschaft“, so der Eindruck van Eijks von den Gruppenspielen. Trotz mancher deutlicher Spielergebnisse empfand der Beobachter das Turnier als „sehr ausgeglichen“ mit einem „allgemein hohen Leistungsniveau“. Die Attraktivität der meisten Partien hätte sich zwar eher selten durch geplante Spielzüge ergeben, sondern durch die vielen Kontersituationen nach gewonnenen Zweikämpfen.
Ein Münchner „Traumtor, wie ich es in der B-Jugend so noch nie gesehen habe“ (van Eijk) besiegelte dann im Halbfinale kurz vor Schluss das Aus der favorisierten Kölner. Ebenso mit 2:1 setzte sich Berlin im zweiten Halbfinale gegen Südmeister Mannheim durch, so dass es im Endspiel zum Wiedersehen zwischen dem BHC und MSC kam. Vom klaren 6:1 der Hauptstädter im Gruppenduell wollte sich Rein van Eijk nicht blenden lassen („Beide Teams waren da schon sicher im Halbfinale, und nach dem 0:3 hat der MSC viel gewechselt und seine Leistungsträger etwas geschont“), trotzdem deutete viel auf einen Berliner Sieg hin. Aber der BHC ließ sein bis dahin „sehr erwachsenes Spiel“ (van Eijk) ausgerechnet im Finale vermissen. Die Berliner wollten offenbar zu schnell zu viel, so dass sie etwas ungeduldig die starke Münchner Abwehr berannten und die Kontersicherung vergaßen.

 

Die „Best player“ der Jugend B, Björn Szerdahelyi, Joshua Onyekwue Nnaji, Antheus Barry, Matteo Poljaric und Peer Hinrichs, mit DM-Beobachter Rein van Eijk (von links). Foto: LBV/Krause

 

Ins Allstar-Team berief Rein van Eijk Torhüter Torhüter Joshua Onyekwue Nnaji (Köln) und die Feldspieler Matteo Poljaric (BHC), Antheus Barry (Köln), Peer Hinrichs (MHC) und Björn Szerdahelyi (MSC). Auffällig gute Leistungen hätten auch Marius Leser (MHC), Vitus Thoma (BHC), Jan Cordes (MSC), Finn Langheinrich (DSD Düsseldorf) und Magnus Hautzel (Frankfurt) gezeigt.
Die Leistung der acht DM-Schiedsrichter bezeichnete der Beobachter als „beeindruckend“. Vor allem am Samstag hätten die jungen Unparteiischen ein „gutes Spielmanagement“ gezeigt. Am Sonntag wären bei „mehr Emotionen durch die Entscheidungsspiele“ knifflige Entscheidungen „gut kommuniziert“ worden, so van Eijk, der es stark fand, wie auch erfahrenste Bundesliga-Coaches beim Versuch, Einfluss auf Entscheidungen zu nehmen, von den Schiedsrichtern gelegentlich in die Schranken gewiesen wurden. Die DM-Ausrichtung des LBV Phönix Lübeck empfand Rein van Eijk als „unglaublich gut. Die haben an alles gedacht, waren sehr hilfsbereit und trotzdem sehr entspannt“.

Knaben A: Düsseldorf nach dem Feld nun auch in der Halle

Ein knappes halbes Jahr nach dem Gewinn des Feldmeistertitels konnten die Knaben A des Düsseldorfer HC auch in der Halle den blauen Siegerwimpel einstreichen. In Bad Dürkheim gingen die Westdeutschen als Sieger der 49. Deutschen Hallenmeisterschaft in dieser jüngsten männlichen Altersklasse hervor, der DHC schlug den Münchner SC im Endspiel mit 2:1. „Düsseldorf hatte die meisten Topspieler in seiner Mannschaft vereint. Deshalb hatten sie auch den Titel verdient“, sah DM-Beobachter Peter Maschke neben der mannschaftlichen Leistung auch die hohe individuelle Klasse beim DHC.
In einem „guten, homogenen Feld“, so Maschke, sei die Entscheidung über die Qualifikation fürs Halbfinale bis zu den letzten Gruppenspielen offen gewesen. „Das ist ja ein gutes Zeichen der Ausgeglichenheit.“ Etwas „unter ihren Möglichkeiten geblieben“ seien der süddeutsche Meister TSV Mannheim sowie der Süddritte SC Frankfurt 80. Der dritte Süd-Vertreter, Münchner SC, startete auch nicht gerade toll, war in seinem Auftaktspiel (1:3 gegen Düsseldorf) noch fast chancenlos, aber kämpfte sich mit zwei torreichen Spielen noch in die Vorschlussrunde. „München hat sich ins Turnier reingespielt und dann ein überragendes Halbfinale abgeliefert“, kommentierte Peter Maschke das überraschende 4:2 des MSC über die am Samstag noch so unangreifbar erscheinenden Mülheimer, die am Sonntag dann nicht mehr ganz ihr Niveau halten konnten.
Im zweiten Halbfinale leistete die sehr junge Mannschaft des Bremer HC dem Favoriten Düsseldorf großen Widerstand, konnte eine 1:2-Niederlage aber nicht verhindern. „Auf deren Entwicklung bin ich sehr gespannt“, sieht Maschke ein großes Potenzial bei den Norddeutschen schlummern. Im Finale konnte München dann gegen den DHC deutlich besser Paroli bieten als im Vorrundenaufeinandertreffen, trotzdem war der Erfolg für Düsseldorf dem Spiel angemessen.

DM-Beobachter Peter Maschke (Dritter von links) mit den „Best player“ der Knaben A, Quirin Nahr, Christian-Ludwig von Mecklenburg, Till Brockmann, Ben Hasbach, Leo Schur und Dominik Fendler (von links). Foto: D. Rupp

 

Mit den Sonderpreisen bedachte Peter Maschke Torhüter Christian-Ludwig von Mecklenburg (Mülheim) und die Feldspieler Quirin Nahr (München), Till Brockmann (Braunschweig), Ben Hasbach (Bremen), Dominik Fendler und Leo Schur (beide DHC). Ebenfalls sehr positiv in Erscheinung getreten wären Fritz Eickhoff (Düsseldorf), Benedikt Geyer (MSC), Alec von Schwerin, Jannik Enaux (beide Mülheim), Niklas Tecklenburg, Helge Heuck (beide Bremen), Linus Beckerbauer (Mannheim) und Hugo von Montgelas (Frankfurt).
Die Leistung der Schiedsrichter beschrieb der DM-Beobachter als „insgesamt durchwachsen“. Was am ersten Tag noch selten der Fall gewesen sei, wäre am zweiten Turniertag verbessert rübergekommen, nämlich „untereinander zu kommunizieren“, so Peter Maschke. Seiner Ansicht nach hätten Trainer und Spieler von den Unparteiischen bei ihren Entscheidungen „noch besser integriert“ werden können. Als „gewohnt souverän und sehr routiniert“ nahm Maschke die reibungslose DM-Ausrichtung des Dürkheimer HC wahr.

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29. März 2024
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