WHV Verbandstag 2012

 

Ein Glücksfall für den deutschen Hockeysport

Walther Lonnes verabschiedete sich nach fast 50 Jahren aus Ehrenämtern

 

 

23.04.2012 - Im Grunde war es für den deutschen Hockeysport ein Glücksfall, dass Walther Lonnes einen höchstens mittelmäßig begabten Hockeyspieler hergab, dem der Zugang in eine 1. Herren- und Leistungsmannschaft verwehrt blieb. Ansonsten hätte Lonnes wohl kaum im Alter von 20 Jahren umgesattelt und damit schon früh im Leben erkannt, dass seine wahre sportliche Berufung auf einem anderen Feld lag. Der Mann aus Neuss schlug eine andere Karriere ein und hat seinem Sport knapp 50 Jahre lang in den verschiedensten Funktionen gedient. Am Samstag nun ist Walther Lonnes in den verdienten Ehrenamts-Ruhestand übergegangen.

Als Zehnjähriger kam Walther Lonnes 1953 über einen Freund mit dem Hockey und dem HTC Schwarz-Weiss Neuss in Berührung. Es sollte eine lebenslange Bindung bleiben, was vor allem in den Anfangsjahren keine Selbstverständlichkeit darstellte. Schließlich galt der junge Walther auch als begeisterter Fußballer, der im Alter von 14 auch einmal in einer städtischen Jugendauswahl kickte. Doch er blieb schließlich dem Krummstab treu, durchlief die HTC-Jugendteams und spielte dann in den 2. Herren.

 

1964 wurde Lonnes zum Jugendwart in seinem Verein gewählt, und schon ein paar Wochen später hatte man ihm den Posten des Jugendwarts im Bezirks Linker Niederrhein anvertraut. Damit gehörte der 20-Jährige dem Jugendausschuss des Westdeutschen Hockey-Verbandes an. Mit der kraftvollen Energie eines Jungfunktionärs ging Walther Lonnes an die verschiedenen Ämter und Aufgaben heran. Schon nach einem Jahr hatte er maßgeblich mit angeschoben, dass Meisterschaftsspiele im WHV-Jugendbereich eingeführt wurden.
1973 erfolgte Lonnes' Wahl als Nachfolger von Klaus Krüger zum WHV-Jugendwart, zwei Jahre später hatte der umtriebige Neusser die Bundesebene erreicht – als Mitglied im DHB-Jugendausschuss und im Bundesausschuss für Breitensport. Es sollte der Startschuss einer über 35 Jahre währenden Amtszeit auf verschiedenen DHB-Stühlen sein.

Die längste Periode begann am 12. März 1977. Da wurde Walther Lonnes als Nachfolger von Dr. Horst Ewert beim Bundesjugendtag in Ostin/Tegernsee zum Bundesjugendwart gewählt. „Ich bin mir bewusst, welch großes, aber auch schweres Amt ich da übernommen habe und ich habe es gerne getan. Die Hockeyjugend liegt mir am Herzen und ich arbeite gerne für sie“, schrieb der neue BuJuWa zu seinem Amtseinstand im offiziellen Organ.

Wenig später gab es ein weiteres öffentliches Lonnes-Statement: „Ich möchte dieses Amt solange beibehalten, wie die Jugend mich akzeptiert.“ Diese Akzeptanz schien gefühlte Ewigkeiten zu währen. 20 Jahre führte der Technische Angestellte einer Automobilgerätefirma die deutsche Hockeyjugend. In diesen zwei Jahrzehnten unter Führung von BuJuWa Lonnes gab es neben mancher mit viel Engagement gefahrenen Kampagne („Jahr des Hockeymädchens“, 1985) und der ständigen Feinjustierung der nationalen Jugendangelegenheiten vor allem auch tolle sportliche Erfolge auf internationaler Ebene: Fünf Welt- und neun Europameistertitel holten die deutschen Nationalteams im U21-Bereich. Und nicht zu vergessen: Über den Jugendbereich wurden jene Trainer entwickelt, die später bei den Aktiven Olympiasiege und WM-Titel für das deutsche Hockey holten (Paul Lissek, Bernhard Peters, Markus Weise).

 

1997 verließ Lonnes ziemlich abrupt und in dieser Art ungeplant den Jugendvorsitz (der dann an den auch heute noch amtierenden Wolfgang Hillmann, im Bild rechts, überging). Grund war seine kurzfristige Berufung zum DHB-Vizepräsidenten Leistungssport. Beim Bundestag in Potsdam sprang Lonnes auf Drängen des damaligen DHB-Präsidenten Michael Krause in die Bresche, als der bisherige Sportwart Fritz Klein unmittelbar vor dem Bundestag ganz überraschend auf eine erneute Kandidatur verzichtete. Drei Jahre lang bekleidete Lonnes das Amt, das er dann im Alter von 56 in jüngere Hände übergab (Joachim Hürter).

Obwohl der Neusser damit nach 23 Jahren keinen Posten im DHB-Präsidium mehr inne hatte, war sein Abschied von der Bundesspitze nur von kurzer Dauer. 2000 wurde Walther Lonnes zum Präsidenten des Westdeutschen Hockey-Verbandes gewählt. Als Chef des mitgliederstärksten DHB-Landesverbandes und mit der Erfahrung eines Walther Lonnes war es fast logisch, dass der WHV-Boss irgendwann zum Bundesausschuss-Vorsitzenden auserkoren werden sollte. Damit war Lonnes als Vertreter der „Landesfürsten“ auch wieder regelmäßig bei den DHB-Präsidiumssitzungen dabei und obendrein stellvertretender Vorsitzender des Bundesrates.

Nach acht Jahren als BA-Vorsitzender hat er den Stab vor einem Monat an den Niedersachsen Hans Berge weitergereicht, da auch sein Rückzug vom WHV-Chefsessel nach zwölf intensiven Jahren längst vom inzwischen 68-Jährigen beschlossene Sache war. Knapp 50 Jahre im Dienst der Sache Hockey haben am Wochenende beim WHV-Verbandstag in Duisburg formell ein Ende gefunden. Nach ähnlichen Karrieren wird man lange suchen müssen.

Gedankt haben es Verband und Bund mit der Ausschöpfung aller Ehrungsmöglichkeiten. 2001 wurde Walther Lonnes zum DHB-Ehrenmitglied ernannt (davon gab es in 100 Jahren DHB nur 17), 2009 erhielt er mit der Paul-Reinberg-Plakette die höchstmögliche Auszeichnung im Bund, und die Delegierten in Duisburg wählten ihn vorgestern zum WHV-Ehrenpräsidenten, daneben gab es noch die Goldene Ehrennadel des WHV und des Landessportbundes NRW (durch dessen Präsident Walter Schneeloch). Und DHB-Präsident Stephan Abel nutzte den Verbandstag, Walther Lonnes den neu geschaffenen "President Award" zu überreichen. 

Walther Lonnes mit DHB-Präsident Stephan Abel.

 

 

 
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